Therapie mit monoklonalen SARS-CoV-2-spezifischen Antikörpern

20. Okt 2021

Im Epidemiologischen Bulletin 41/2021 des RKI wird über erste klinische Erfahrungen mit monoklonalen SARS-CoV-2-spezifischen Antikörpern bei Risikopatienten und -patientinnen in der frühen Phase einer SARS-CoV-2-Infektion berichtet.

Monoklonale Antikörper gegen Spike-Protein

In der frühen Phase einer SARS-CoV-2-Infektion stellen monoklonale Antikörper (mAb) gegen die Rezeptorbindungsdomäne des SARS-CoV-2 Spike-Proteins eine innovative Therapieoption dar und werden in aktuellen Stellungnahmen und Leitlinien bei Risikopatientinnen und -patienten empfohlen.

Anwendungsstudien aus den USA belegen, dass mAb gut verträglich sind und bei früher Gabe innerhalb der ersten 7 Tage nach Symptombeginn, insbesondere bei seronegativen Patientinnen und Patienten, zu einem signifikanten Absinken der Virusausscheidung und zur Reduktion von Krankenhausaufnahmen und Todesfällen führen.

Aktuell sind diese Substanzen in der Europäischen Union (EU) noch nicht zugelassen, eine Anwendung kann als individueller Heilversuch erfolgen.

UKE behandelt mit monoklonalen Antikörper

Die Behandlungen mit mAb erfolgten am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) nach individueller Einschätzung bei Patientinnen und Patienten mit mindestens einem Risikofaktor für einen schweren COVID-19- Verlauf in der frühen Erkrankungsphase mit asymptomatischer SARS-CoV-2-Infektion und / oder milder bis moderater COVID-19-Erkrankung.

Nach Indikationsstellung und Aufklärung wurden zwischen dem 03.02.2021 und 18.06.2021 am UKE im Rahmen eines individuellen Heilversuchs nach Vorgabe des BMG SARS-CoV-2-PCR-positiven Patientinnen und Patienten monoklonale Antikörper verabreicht. Die intravenöse Gabe von Bamlanivimab (700 mg) oder der Kombination aus Casirivimab und Imdevimab (je 1.200 mg) erfolgte als Kurzinfusion über eine Stunde. Die weiteren klinischen Verläufe wurden in „asymptomatisch“, „unkompliziert“ (milde COVID-19-Symptome, keine weitere Hospitalisierung aufgrund von COVID-19), „kompliziert“ (Patientinnen und Patienten hospitalisiert aufgrund von COVID-19), „kritisch“ (intensivmedizinische Therapie) oder „verstorben“ (mit und ohne Zusammenhang mit COVID-19) innerhalb von mindestens 28 Tagen unterteilt.

Bisherige Erfahrungen

Insgesamt wurden 45 Patientinnen und Patienten therapiert, von 39 konnten Follow-up-Daten erfasst werden. Davon berichteten zwei Erkrankte (5,1 %) über einen asymptomatischen und 28 (71,8 %) über einen unkomplizierten Verlauf. Vier Patientinnen und Patienten (10,3 %) waren aufgrund von COVID-19 in weiterer stationärer Behandlung, einer befand sich bereits auf der Intensivstation und zwei (5,1 %) wurden im weiteren Verlauf dahin verlegt. Drei Erkrankte (7,7 %) starben an den Folgen von COVID-19.

Die bisherigen Erfahrungen mit der Gabe von mAb in der frühen Infektionsphase bei Risikopatienten und -patientinnen bestätigen eine gute Verträglichkeit ohne schwerwiegende UAW. Die Anzahl komplizierter Verläufe und Todesfälle erscheint, in Anbetracht der oft schweren Vor- und Begleiterkrankungen im aktuellen Kollektiv, geringer im Vergleich mit anderen hospitalisierten Patientinnen und Patienten mit ähnlichen Komorbiditäten.

Fazit

Aus Sicht der Autoren ist diese Therapieoption in der frühen Phase der SARS-CoV-2-Infektion bei Patientinnen und Patienten mit Risikofaktoren möglicherweise noch nicht genügend bekannt. Auch stellen sich infizierte Risikopatientinnen/-patienten möglicherweise gar nicht bei ihren Fach- und Hausärztinnen/-ärzten vor, solange keine Symptome auftreten, somit wird das für die Gabe der mAb sinnvolle Zeitfenster nicht genutzt.

Die Autoren sehen daher weiterhin einen Informationsbedarf über die Möglichkeiten und den klinischen Nutzen des Einsatzes von mAb. Erfahrungsberichte über die Anwendung von mAb stellen dabei eine sehr wertvolle Informationsquelle und gleichzeitig eine Stütze für die Entscheidung über den individuellen Heilversuch mit diesen bisher in Deutschland und in der EU noch nicht zugelassenen Substanzen.

Daher soll mit dieser Arbeit die Aufmerksamkeit vor allem der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen, aber auch jener aus dem stationären Bereich gewonnen werden, hinsichtlich einer verfügbaren, gut verträglichen und den Verlauf von COVID-19 positiv beeinflussenden Therapie.


Redaktion: Dr. med. Martina Weiß

Quellen:

https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2021/Ausgaben/41_21.pdf?__blob=publicationFile

Weichel H-M, Kobbe R, Schulze Zur Wiesch J, Lütgehetmann M, Schmiedel S, Addo MM: Erste klinische Erfahrungen über die passive Immunisierung mit monoklonalen SARS-CoV-2-spezifischen Antikörpern bei Risikopatienten und -patientinnen in der frühen Phase einer SARS-CoV-2-InfektionEpid Bull 2021;41:3 -8 | DOI 10.25646/8998

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