Virusinfektion Hepatitis B und D im Jahr 2020

16. Aug 2021

Zum diesjährigen Welt-Hepatitis-Tag am 28.7.2021 hat das Robert-Koch-Institut in seinem epidemiologischen Bulletin eine Übersicht über Hepatitis B- und D-Virusinfektion im Jahr 2020 gegeben.

Infektionen mit Hepatitis-B-Viren (HBV) gehören zu den häufigsten Infektionskrankheiten weltweit. Im Fall eines chronischen Verlaufs zählen sie zu den bedeutendsten Ursachen von Leberzirrhose und Leberzellkarzinom.

Hepatitis B häufig asymptomatisch

Die Übertragung der Hepatitis B erfolgt vorwiegend sexuell und durch Kontakt mit kontaminiertem Blut oder anderen Körperflüssigkeiten. Eine HBV-Infektion verläuft bei Erwachsenen häufig asymptomatisch oder mit unspezifischen Beschwerden. Nur in etwa einem Drittel der Fälle entsteht das klinische Bild einer akuten ikterischen Hepatitis. In 0,5 - 1% der Fälle verläuft die Infektion fulminant mit akutem Leberversagen. Über 90 % der akuten Hepatitis-B-Erkrankungen bei Erwachsenen heilen aus und führen zu einer lebenslangen Immunität. Bei 5 - 10 % der HBV-infizierten Erwachsenen entwickelt sich eine chronische Verlaufsform. Im frühen Kindesalter verläuft die Infektion hingegen in ca. 90 % chronisch, bei immunkompromittierten Personen in 30 - 90 % der Fälle. Unter den chronisch HBV-Infizierten entwickeln 20 - 30 % eine Leberzirrhose oder ein Leberzellkarzinom.

Seit 1982 stehen zum Schutz vor Hepatitis B Impfstoffe mit hoher Wirksamkeit und guter Verträglichkeit zur Verfügung. Internationalen Studien zufolge kann nach erfolgreicher Grundimmunisierung von einem langjährigen, möglicherweise sogar lebenslangen Schutz vor einer Hepatitis-B-Erkrankung ausgegangen werden.

Daten zu Hepatitis B

Nach Angaben der WHO lebten weltweit im Jahr 2019 296 Millionen Menschen mit einer chronischen Hepatitis B. Trotz der Verfügbarkeit einer wirksamen Schutzimpfung infizieren sich jedes Jahr schätzungsweise 1,5 Million Menschen mit Hepatitis B und im Jahr 2019 starben etwa 820.000 Menschen weltweit an den Folgen einer HBV-Infektion. Die WHO geht davon aus, dass weltweit nur 10 % der chronisch mit Hepatitis B Infizierten diagnostiziert sind und 22 % von ihnen eine Therapie erhalten.

Hepatitis D-Infektion

Das Hepatitis-D-Virus (HDV) ist ein RNA-Virus, das HBV zur Replikation benötigt. Die Übertragung des HDV erfolgt wie beim HBV sexuell oder durch kontaminiertes Blut oder kontaminierte Blutprodukte. Eine HBV-Koinfektion mit HDV kann in 70 - 90 % der Fälle zu schweren chronischen Verläufen führen. Es wurde geschätzt, dass HDV für 18 % der Leberzirrhosen und 20 % der Leberzellkarzinome, die mit Hepatitis B assoziiert sind, verantwortlich ist. Die Infektion kann sowohl gleichzeitig mit einer Hepatitis B erfolgen (Simultaninfektion) als auch als Infektion einer bereits bestehenden chronischen Hepatitis B auftreten (Superinfektion). Das klinische Krankheitsbild und der Krankheitsverlauf sind abhängig von der Art der Infektion (Simultan- oder Superinfektion). Im Falle einer Superinfektion sind fulminante Verläufe häufig und die Progression zur Leberzirrhose wird beschleunigt. Insgesamt sind circa 12 Millionen Personen weltweit mit HDV infiziert.

Deutsche Hepatitis-Fälle

In Deutschland wurden für das Jahr 2020 insgesamt 6.798 Hepatitis-B-Fälle an das RKI übermittelt. Dies entsprach einer bundesweiten Inzidenz von 8,2 gemeldeten Infektionen pro 100.000 Einwohnern. Von den übermittelten Fällen waren 375 als akut (0,5 pro 100.000), 3.071 als chronisch (3,7 pro 100.000) und 3.352 als Stadium unbekannt (4,0 pro 100.000) übermittelt. 41 Infektionen mit HDV wurden übermittelt, 24 Fälle weniger als im Vorjahr.

Eine Therapieindikation besteht für Patientinnen und Patienten mit chronischer Hepatitis B sowie mit schwerer akuter oder fulminanter Erkrankung. Gemäß den deutschen Leitlinien kommen Interferon α bzw. pegyliertes Interferon α (PEG-Interferon α) sowie die Nukleos(t)id-Analoga (NUKs) La¬mivudin, Entecavir, Telbivudin und Tenofovir bei der Therapie der Hepatitis B zur Anwendung.

Gesundheitsstrategie der WHO

Im Mai 2016 verabschiedete die WHO die erste Strategie zur Eliminierung der Virushepatitis als Bedrohung der öffentlichen Gesundheit bis zum Jahr 2030. Die Länder der europäischen WHO-Region haben im September 2016 einen entsprechenden Aktionsplan mit einer Strategie für die Jahre 2016 – 2021 verabschiedet.Mit der „Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell übertragbaren Infektionen bis 2030“ zielt das BMG auf die nachhaltige Eindämmung dieser Infektionskrankheiten in Deutschland ab. Die globalen Eliminierungsziele bis 2030 beinhalten unter anderem eine Reduktion der Inzidenz von HBV-Infektionen um 90% (oder eine sehr niedrige Prävalenz der Infektion) und eine Reduktion der Todesfälle durch Spätfolgen von chronischer HBV-Infektion um 65 %. Dies soll durch einen ausreichend guten Zugang zu Prävention, Testung und Therapie erreicht werden.

Hepatitis B-Screening ab 35 Jahren

Versicherte ab dem vollendeten 35. Lebensjahr sollen in Deutschland künftig ein einmaliges Screening auf eine Hepatitis B- und Hepatitis C-Virusinfektion erhalten. Dieses soll im Rahmen des Check-ups für Erwachsene ab 35 Jahren erfolgen. Damit sollen unentdeckte Infektionen erkannt und frühzeitig behandelt werden, um gravierende Spätfolgen zu verhindern. Dieser Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses ist jetzt in Kraft getreten. Der Bewertungsausschuss hat nun sechs Monate Zeit, die Leistung in den EBM aufzunehmen, sodass der Anspruch auf die Leistung spätestens im Herbst bestehen sollte.

Vor der Untersuchung auf Hepatitis B soll der Impfstatus geklärt werden. Bei einer erfolgreichen Immunisierung durch Impfung ist ein Screening auf Hepatitis B nicht notwendig.


Redaktion: Dr. med. Martina Weiß

Quellen:

https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2021/Ausgaben/29_21.pdf?__blob=publicationFile

https://www.kbv.de/html/1150_50632.php

Datenschutzhinweis

Um unsere Website zu verbessern, nutzen wir Cookies und Trackingmethoden. In den Privatsphäre-Einstellungen können Sie einsehen, welche Dienste wir einsetzen und jederzeit auch durch nachträgliche Änderung der Einstellungen selbst entscheiden, ob und inwieweit Sie diesen zustimmen möchten.

Notwendige Cookies werden immer geladen