Aktuelles Risiko von FSME in Deutschland

16. Jun 2021

2020 wurde die bisher höchste Anzahl an FSME-Erkrankungen gemeldet. Auch fünf neue FSME-Risikogebiete wurden benannt.

Im Jahr 2020 wurden 704 FSME-Erkrankungen gemeldet, das war die bisher höchste Anzahl an Erkrankungen seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 2001 und entsprach einer Zunahme von 58% gegenüber dem Vorjahr. Der jährliche Median zwischen 2001 und 2020 lag bei 301 Erkrankungen.

Bei 50 % der 2020 übermittelten Erkrankungen wurde ein klinisches Bild mit neurologischen Manifestationen einer Meningitis, Enzephalitis oder Myelitis angegeben. Dies entspricht dem Anteil des Vorjahres 2019 (52 %), was vermuten lässt, dass die FSME-Diagnostik und das Meldeverhalten auch während der Corona-Pandemie im Jahr 2020 nicht merklich beeinflusst wurden.

Das Risiko einer FSME-Erkrankung steigt ab dem Alter von 40 Jahren deutlich an. Im Jahr 2020 war die Inzidenzverteilung nach Alter und Geschlecht insgesamt ähnlich wie in den Vorjahren mit deutlicher Zunahme im Vergleich zu den Vorjahren in fast allen Alters- und Geschlechtsgruppen.

Die Mehrzahl der FSME-Erkrankungen findet in den Monaten Mai bis Oktober statt, so auch im Jahr 2020. Üblicherweise tritt die höchste Fallzahl im Juni auf; im Jahr 2020 gab es jedoch im Juli die meisten Erkrankungen. Ein ausgeprägter Erkrankungsgipfel im Herbst wie in einigen Vorjahren wurde 2020 nicht beobachtet.

Aktuell sind 169 Kreise als FSME-Risikogebiet definiert. Gegenüber dem letzten Jahr kamen 5 neue Risikogebiete hinzu, von denen vier an bekannte Risikogebiete grenzen: jeweils ein Kreis in Bayern (LK Dillingen a. d. Donau), Hessen (LK Fulda), Sachsen (LK Mittelsachsen) und Thüringen (LK Weimarer Land). Als erster Kreis in Sachsen- Anhalt wird der Stadtkreis (SK) Dessau-Roßlau Risikogebiet. Dieser grenzt nicht an bestehende Risikogebiete und ist somit nach dem LK Emsland in Niedersachsen ein weiteres nördlich gelegenes FSME-Risikogebiet. Es wurden auch in Bundesländern ohne FSME-Risikogebiete vereinzelt FSME-Erkrankungen beobachtet, sodass besonders während der Zeckensaison bei entsprechender Symptomatik überall in Deutschland differentialdiagnostisch an FSME gedacht werden sollte.

Grundlage der Prävention ist die Aufklärung über das erhöhte Risiko der FSME-Übertragung in den ausgewiesenen Risikogebieten und über vorbeugende Maßnahmen. Typische Lebensräume für Zecken, die ausreichend Feuchtigkeit benötigen, sind unter anderem lichte Wälder oder Waldränder sowie Flächen mit hohem Gras oder Büschen. Gute Bedingungen bieten auch Gärten und städtische Parks. Zeckenstiche können zum Teil durch Schutzmaßnahmen wie das Tragen heller, geschlossener Kleidung, das Vermeiden von Unterholz und hohen Gräsern und das Verbleiben auf festen Wegen verhindert werden. Repellents schützen nur begrenzt über einige Stunden. Bei Zeckenbefall sollte die Zecke immer umgehend entfernt und die Wunde möglichst desinfiziert werden. Im Gegensatz zur Übertragung von Borrelien durch Zecken auf den Menschen, die erst ca. 24 Stunden nach Beginn des Saugakts erfolgt, gelangen die FSME-Viren bereits bei Beginn des Saugakts von der Zecke in den Menschen. Daher kann das Absuchen des Körpers nach Zecken und deren schnelle Entfernung zwar häufig eine Borreliose verhindern, bietet jedoch wenig Schutz vor FSME.

Den zuverlässigsten Schutz gegen die FSME bietet die FSME-Impfung. Diese ist von der STIKO empfohlen für Personen, die in Risikogebieten wohnen oder arbeiten und dabei ein Risiko für Zeckenstiche haben, und für Personen, die sich aus anderen Gründen in Risikogebieten aufhalten und dabei ein Risiko für Zeckenstiche haben.



Redaktion: Dr. med. Martina Weiß

Quellen:

https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2021/Ausgaben/09_21.pdf?__blob=publicationFile

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