28. Jul 2023
Heute findet der Welt-Hepatitis-Tag statt, der global über die Risiken, Verbreitung, Schutz- und Behandlungsmöglichkeiten von Hepatitis-Infektionen informiert. In Deutschland sollen Frauen künftig bereits zu Beginn einer Schwangerschaft auf Hepatitis B getestet werden.
Man unterscheidet bei der Virushepatitis je nach auslösendem Virus die Formen A - E. Die größte Gefahr bei Hepatitis B und C sind langjährige, unerkannte, chronische Infektionen, welche unbehandelt zu Leberzirrhose und Leberkrebs führen können.
Die WHO weist unter dem Motto one life, one liver auf die Problematik hin.Laut WHO-Angaben von 2022 leben weltweit 296 Millionen Menschen mit chronischer Hepatitis B, zudem sind schätzungsweise 58 Millionen Menschen von chronischer Hepatitis C betroffen. Täglich gibt es ca. 8.000 Neuinfektionen von Hepatitis B und C, alle 10 Sekunden eine neue chronische Infektion, sodass es pro Jahr über eine Million Todesfälle im Zusammenhang mit Hepatitis gibt. Das Ziel der WHO, Hepatitis B und C global bis zum Jahr 2030 einzudämmen, wurde in vielen Ländern durch die Corona-Pandemie erschwert.
In Deutschland ist die Deutsche Leberhilfe e. V. Ausrichter des Welt-Hepatitis-Tages. In Anlehnung an das Motto im englischsprachigen Raum „I’m not waiting“ und „We’re not waiting“, lautet das Motto in Deutschland „Ich warte nicht. Ich handele!“
Handeln bedeutet, sich testen lassen und sich impfen oder ggf. behandeln zu lassen. Alle in Deutschland Krankenversicherten ab 35 Jahren können sich einmal kostenlos auf Hepatitis B und C testen lassen. Dieser Test wird als Teil der sogenannten „Gesundheitsuntersuchung“ angeboten. Darüber hinaus wird ein Hepatitis-B- und Hepatitis-C-Test für alle Menschen mit Risikofaktoren oder Anzeichen einer Virushepatitis empfohlen. Hierzu gehören z. B. erhöhte Leberwerte oder Risikofaktoren wie Drogenkonsum, Erhalt von Blutprodukten vor 1992 oder infizierte Sexualpartner.
Vor Hepatitis A und B schützt eine Impfung, chronische Hepatitis-B- und Hepatitis-D-Infektionen lassen sich mit Medikamenten wirksam unterdrücken. Gegen Hepatitis C gibt es noch keinen wirksamen Impfstoff, doch die Infektion ist durch heutige Medikamente fast immer heilbar.
In Deutschland war 1994 ein generelles HBsAg (Hepatitis B surface antigen)-Screening aller Schwangeren in die Mutterschafts-Richtlinien aufgenommen worden – nach der 32. SSW, nahe am Geburtstermin, um möglichst alle Schwangeren mit Hepatitis-B-Infektionen bis zur Geburt zu erfassen. Bei positivem Ergebnis sollte das Neugeborene unmittelbar nach der Geburt gegen Hepatitis B aktiv und passiv immunisiert werden. Zum damaligen Zeitpunkt war es noch nicht möglich, die Frauen während der Schwangerschaft antiviral zu therapieren.
Die aktuelle S3-Leitlinie „Hepatitis-B-Virusinfektion – Prophylaxe, Diagnostik und Therapie“ vom Juni 2021 empfiehlt das Screening nun jedoch zu Beginn der Schwangerschaft, um mit einer ggf. erforderlichen Therapie nach dem ersten Trimenon, aber idealerweise vor der 28. Schwangerschaftswoche beginnen zu können. Die Gefahr einer Übertragung auf das Kind lässt sich so signifikant verringern.
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) schließt sich nach entsprechenden Beratungen nunmehr der S3-Leitlinie an und empfiehlt, das Hepatitis-B-Screening in die serologischen Screening-Untersuchungen aufzunehmen, die zu einem frühen Zeitpunkt in der Schwangerschaft erfolgen. Die entsprechende Änderung der Mutterschafts-Richtlinien ist am 30. Juni in Kraft getreten.
Angesichts der aktualisierten Empfehlung wird in der nächsten Auflage im Mutterpass auf den Seiten 8 und 24 jeweils die Angabe der Schwangerschaftswoche (32. - 40. SSW) hinter den Wörtern „Untersuchung auf Hepatitis B“ gestrichen.
Der aktuelle Mutterpass behält jedoch seine Gültigkeit. Ärztinnen und Ärzte sowie Hebammen werden gebeten, die Angabe zur 32. - 40. SSW händisch zu streichen.
Redaktion: Dr. med. Martina Weiß
Quelle(n):
http://www.welthepatitistag.info/
https://www.worldhepatitisday.org/
https://www.who.int/news-room/events/detail/2023/07/28/default-calendar/world-hepatitis-day-2023-one-life-one-liver
https://www.kbv.de/html/1150_64411.php
https://www.g-ba.de/beschluesse/5984/