24. Mai 2023
Eine Infektion mit dem Cytomegalie-Virus (CMV) ist die in Deutschland häufigste angeborene Virusinfektion. Dem größten Risiko einer CMV-Infektion mit schweren Folgeschäden sind ungeborene Kinder im 1. Trimenon ausgesetzt.
Die CMV-Infektion ist die in Deutschland häufigste angeborene Virusinfektion. Etwa 53 % der Frauen im gebärfähigen Alter besitzen keine Antikörper gegen CMV und damit keinen Schutz vor einer Primärinfektion. Dem größten Risiko einer CMV-Infektion mit schweren Folgeschäden ist das ungeborene Kind im 1. Trimenon ausgesetzt. Die Bestimmung von Antikörpern bereits vor einer geplanten Schwangerschaft und die Einhaltung von Hygienemaßnahmen bei seronegativen Schwangeren sind daher wichtige präventive Maßnahmen.
Das Cytomegalievirus gehört zu den humanen Herpesviren und ist weltweit verbreitet. Der Name Cytomegalie leitet sich von der Eigenschaft des Virus ab, bei infizierten menschlichen Zellen eine charakteristische Zellvergrößerung zu bewirken.
Das Virus kann in Tränenflüssigkeit, Speichel, Urin, Genitalsekret sowie Muttermilch und Blut enthalten sein. Junge Erwachsene infizieren sich meist durch Sexualkontakte, während sich die Mehrzahl der Schwangeren bei CMV-ausscheidenden gesunden Kleinkindern ansteckt.
Da das Virus nach einer Primärinfektion latent in Zellen verbleibt und eine Reaktivierung möglich ist, ist eine Ansteckung durch einen seropositiven Träger prinzipiell intermittierend lebenslang möglich.
Bei immunkompetenten Personen verläuft eine CMV-Infektion in den meisten Fällen asymptomatisch oder mit unspezifischen Symptomen (wie grippeartigen respiratorischen Symptomen, Abgeschlagenheit, Fieber, Husten).
Bei Frühgeborenen oder Personen mit Immundefekt sowie unter immunsuppressiver Therapie kann die Infektion Komplikationen hervorrufen und zahlreiche Organsysteme schädigen.
Eine intrauterine Infektion
stellt besonders im ersten Trimenon ein hohes Risiko für den Fetus dar. Rund
zehn Prozent der intrauterin infizierten Kinder zeigen bei der Geburt Symptome,
z. B. Wachstumsverzögerungen, Einblutungen in die Haut, Gelbsucht, Lebervergrößerung,
Mikrozephalus, zerebrale Fehlbildungen, Schwerhörigkeit, Augenschädigungen.
Mindestens die Hälfte derjenigen Kinder, die bereits bei Geburt Symptome
aufweisen, trägt dauerhafte Folgeschäden davon wie Gehörschädigung,
Sehstörungen und mentale Retardierung.
Zwischen 10 und 20 Prozent der Kinder infizierter Mütter, die bei der Geburt gesund sind, können später noch erkranken. Hier sind Hörstörungen und Störungen der geistigen Entwicklung am häufigsten.
Die Labordiagnostik einer CMV-Primärinfektion besteht im Wesentlichen aus einer Stufendiagnostik mit Antikörperbestimmung. Hierfür werden IgG- und IgM-Antikörper im Serum bestimmt.
Der sensitivste Nachweis einer kongenitalen CMV-Infektion beim Neugeborenen erfolgt durch Virusisolierung und / oder PCR-Nachweis aus Speichel oder Urin.
Die Diagnose einer angeborenen CMV-Infektion sollte spätestens bis zum 14. Lebenstag durchgeführt werden, da andernfalls die Abgrenzung einer kongenitalen von einer postpartalen Infektion kaum noch möglich ist.
Immunkompetente asymptomatische Patienten werden nicht virostatisch behandelt.
Eine
Möglichkeit, Erstinfektionen mit dem Cytomegalievirus in der Schwangerschaft zu
behandeln, ist die Gabe von Hyperimmunglobulinen, dies wird derzeit in
klinischen Studien evaluiert.
Bei Säuglingen kann
in Abhängigkeit vom Schweregrad ein Behandlungsversuch mit einem Virostatikum
als Einzelfallentscheidung in Erwägung gezogen werden.
Jeder Einsatz dieser Medikamente stellt bei Kindern ein „off-label-use“ dar.
Da CMV in die Latenz übergehen, ist mit keinem Medikament eine Elimination zu erreichen, sondern nur eine Hemmung der Virusvermehrung möglich. Die Behandlung von Schwangeren und Stillenden mit den genannten Virostatika wird aktuell nicht empfohlen.
Ein Impfstoff gegen CMV ist derzeit nicht verfügbar. Präventive Maßnahmen zum Schutz von seronegativen Schwangeren und Immunsupprimierten sind daher besonders wichtig. Für seronegative Schwangere, die direkten Kontakt mit Kleinkindern haben, ist eine gründliche Händehygiene besonders wichtig. Küssen auf den Mund sollte unterbleiben, Geschirr, Besteck, Zahnbürsten, Handtücher und Waschlappen sollten nicht gemeinsam benutzt werden.
Antikörpernachweis:
Cytomegalie-PCR aus Urin:
Zusätzlich zum Onlineartikel können Sie sich den dazugehörigen Fachvortrag von Frau Dr. med. Martina Weiß, Stellvertretung der gynäkologischen Endokrinologie, im PDF-Format downloaden.
Redaktion: Dr. med. Martina Weiß
Quelle(n):
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Zytomegalievirus.html
https://starkgegencmv.de/cmv-in-der-schwangerschaft-mutterpass-vorsorgeuntersuchung-frauenarzt-eigenleistung-reaktivierung-reinfektion-diagnose-schwangerschaftsdrittel/
https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/zytomegalie-in-der-schwangerschaft/
https://icon-cmv.de/cytomegalie
https://register.awmf.org/assets/guidelines/093-001l_S2k_Labordiagnostik-schwangerschaftsrelevanter-Virusinfektionen_2022-02.pdf