Allergien – Fehlinterpretation des Immunsystems

07. Jul 2022

Unspezifische Reaktionen des Körpers wie Hautausschläge, vermehrte Tränenbildung und eine „laufende“ Nase werden nicht gleich mit einer Allergie in Beziehung gebracht. Kompaktes Hintergrundwissen für medizinische Fachkräfte.

Ausbildung einer Allergie mit Sensibilisierungsphase

Anzeichen der allergischen Reaktion

Juckende Hautausschläge, vermehrte Tränenbildung und eine „laufende“ Nase sind auf den ersten Blick unspezifische Reaktionen des Körpers und werden nicht sofort auf die akute Situation bezogen, in der sich Betroffene befinden. Erst wenn die Symptome länger und verstärkt auftreten, beginnt sich der Wahrnehmungsprozess zu verschärfen. Ob beim Besuch im Tierheim, dem Ausflug ins Grüne oder dem Verzehr kulinarischer Speisen: Allergische Reaktionen (Allergien) treten oftmals spontan auf. Im Grunde sind Allergien Fehlinterpretierungen des Immunsystems: Sonst unschädliche und alltägliche Stoffe aus der Umwelt werden vom Körper als Schädlinge bzw. Krankheitserreger definiert. Somit kann z. B. eine vormals harmlose Erdnuss zu einem gefährlichen, möglicherweise lebensbedrohlichen Allergen werden. Der Transformationsablauf einer sonst harmlosen Substanz zu einem Allergen, das je nach Konzentration und Lokalisation unterschiedliche Symptome mit einer bestimmten Schwere herbeiführt, läuft in zwei Phasen ab.

Die Sensibilisierung

In der ersten Phase findet die Sensibilisierung statt. Der Körper kommt mit einer harmlosen Substanz, genauer mit einem Eiweiß der Substanz in Kontakt. Dies kann durch Nahrungsaufnahme, Atmung oder Hautkontakt erfolgen. Das Fremdprotein wird nun vom Körper als schädlich eingestuft und fortan als Allergen erkannt. Als Schutzmaßnahme bilden die B-Zellen des Immunsystems (eine Subklasse der Lymphozyten) spezifische IgE-Antikörper gegen das Allergen. Diese auf das Allergen gerichtete IgE-Antikörper heften sich an weitere körpereigene Immunzellen wie die Mastzellen. Diese Zellen haben unter anderem Histamin, einen Botenstoff gespeichert. Histamin bewirkt eine Anschwellung des Gewebes. Mastzellen finden sich überall im Körper, besonders aber in den Schleimhäuten.

Die Allergie

Die zweite Phase ist die eigentliche Allergie. Nachdem der Körper erneut mit dem Allergen in Kontakt kommt, beginnt das Immunsystem hochaktiv zu werden: Die spezifischen IgE-Antikörper auf den Mastzellen binden nun die Allergene an sich. Daraufhin beginnen die Mastzellen mit der Ausschüttung der Botenstoffe wie dem Histamin. In der Folge kommt es zu allergischen Reaktionen wie Rötung, Schwellung, Juckreiz, Atembeschwerden und Haut- bzw. Schleimhautreaktionen. Diese typischen Sofortreaktionen treten bei den meisten Menschen auf, wenn sie mit einem Allergen in Kontakt kommen. Bekannte Ausprägungsformen sind der saisonale allergische Schnupfen oder das allergische Asthma (wie etwa bei Pollen- und Blütenallergien). Ein anaphylaktischer Schock ist die heftigste und lebensbedrohlichste Reaktion des Körpers.

Serologische Bestimmung von spezifischen IgE-Antikörpern

Eine Möglichkeit, Allergene durch einen Bluttest zu identifizieren, ist der Nachweis der spezifischen IgE-Antikörper bei betroffenen Allergikern. Durch Suchtests lassen sich 95 Prozent aller allergieauslösenden Stoffe identifizieren. Betroffenen ist stets eine ausführliche Beratung durch ihre(n) betreuende(n) Arzt bzw. Ärztin zu empfehlen, damit die konventionellen Hauttestungen in der Arztpraxis durch gezielte und spezifische Blutuntersuchungen ergänzt werden können: 

Zum einen besteht die Möglichkeit, einen Sammeltest mit den häufig vorkommenden Allergentypen zu verwenden. Damit lassen sich mit nur einem Test verschiedene Sensibilisierungen nachweisen. Im positiven Fall erfolgt eine Einzelbestimmung der Testallergene. Sollte sich durch die Anamnese (persönliche Krankengeschichte) der Verdacht auf ein bestimmtes Allergen eingrenzen, kann durch labormedizinische Untersuchungen gleich gezielt auf die vermutete Substanz gescreent werden.

Redaktion und Grafik: Labor Dr. Riegel

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