Was passiert nach der Blutentnahme? - Ein Laborbefund entsteht

09. Jun 2022

Ein Überblick zur Entstehung eines medizinischen Laborbefundes für Auszubildende der medizinischen Assistenzberufe und Gesundheits- und Krankenpflege.

Phasen eines Laborbefunds

Phasen des Laborbefunds

Laborbefund (Beispiel)

Laborbefund (Beispiel mit fiktiven Daten)

Am Anfang steht die medizinische Fragestellung

Ob Blutprobe, Abstrich, Urin, Stuhl oder eine andere Körperflüssigkeit: Zuerst muss das entsprechende Probenmaterial aus bzw. vom menschlichen Körper entnommen werden. Über die Art des Probenmaterials entscheidet die medizinische Fragestellung und deren Diagnostik.
Beispiele:

FragestellungLabordiagnostikProbenmaterial
Besteht ausreichender Impfschutz?Bestimmung des Impftiters (= Konzentration vorhandener Antikörper gegen ein bestimmtes Virus)Blutprobe
Besteht eine Schwangerschaft?Bestimmung des Beta-HCG (Schwangerschaftshormon)Blutprobe
Besteht das Risiko für eine Diabeteserkrankung?Bestimmung von HbA1c sowie Glukose aus dem Serum und dem UrinBlut- und Urinprobe
Liegt ein Harnwegsinfekt vor?Bestimmung eines Urinstatus und einer UrinkulturUrinprobe
Liegt eine entzündliche Darmerkrankung vor?Bestimmung des Calprotectin-Werts im StuhlStuhlprobe

Die Probenvorbereitung

Ist die ärztliche Entscheidung über die Vorgehensweise in der Diagnostik getroffen, wird das benötigte Material für die Probenentnahme vorbereitet. Im vorliegenden Fall soll festgestellt werden, ob ein ausreichender Impfschutz gegen das Hepatitis-B-Virus besteht. Es muss eine Blutentnahme vorbereitet werden. Dafür werden folgende Materialien benötigt:

  • Handschuhe,
  • Staubinde,
  • Tupfer,
  • Hautdesinfektionsmittel,
  • Pflaster,
  • Kanüle,
  • Serumröhrchen (Blutprobe),
  • Entsorgungsbox
Barcodeetikett: Auftragsnummer als Barcode und Zahlenreihe

Barcodeetikett mit
Auftragsnummer

Die Entnahme der Blutprobe

Das Serum-Blutröhrchen wird mit dem Vor- und Nachnamen sowie dem Geburtsdatum der Patient:in beschriftet. Oftmals erhält die Blutprobe eine Auftragsnummer durch die abnehmende Praxis. In diesem Fall wird das Probenröhrchen zusätzlich mit einem sog. Barcodeetikett beklebt. Hierauf befindet sich die vergebene Auftragsnummer als Barcode und Zahlenreihe. Damit ist die Probenkennzeichnung abgeschlossen.

Nun kann die eigentliche Blutentnahme erfolgen:

  1. ­ Patient:in bequem sitzen oder liegen lassen­
  2.  Handschuhe anziehen
  3.  Venenverhältnisse prüfen
  4.  Punktionsstelle desinfizieren
  5.  Staubinde etwa eine Handbreit herzwärts anlegen
  6.  Staudruck sollte zwischen 50 - 100 mm Hg liegen
  7.  Vene ertasten, Stauzeit von einer Minute nicht überschreiten
  8.  Punktion unter leichter Hautspannung entgegen der Stichrichtung durchführen
  9.  Entnahmesystem aufsetzten und die Stauung lösen
  10.  Blutentnahme erfolgt
  11.  Nach der Blutentnahme die Kanüle entfernen und in der Entsorgungsbox entsorgen
  12.  Mit einem Tupfer auf die Punktionsstelle drücken und ein Pflaster anlegen
  13.  Abschließend das Blutröhrchen vorsichtig schwenken (nicht schütteln!)

Aufbewahrung und Transport der Blutprobe

Je nach Diagnostik und Probenmaterial sind bestimmte Hinweise bzw. Vorschriften für Aufbewahrung und Transport zu beachten. Im vorliegenden Fall wird die entnommene Blutprobe zusammen mit dem dazugehörigen Begleitformular (Laborauftragsschein mit Angaben zur Patientenidentität und gewünschter Laboruntersuchung) in einer Transporttüte verpackt. Diese wird dann i. d. R. für die Abholung durch einen Laborfahrer bereitgelegt. Der Laborfahrer bringt die Blutprobe unter kontrollierten Transportbedingungen ins Labor. Damit ist die Phase der sog. Präanalytik abgeschlossen.

Analytik - Die Blutprobe im Labor

Im Labor findet die Aufbereitung der Blutprobe und Analyse der Laborwerte statt. Die analytische Phase lässt sich in vier Ebenen einteilen:


  • Administrative Ebene
  • Technische Ebene
  • Befundebene
  • Interpretationsebene

Die administrative Ebene beinhaltet neben dem Materialeingang und der Vollständigkeitskontrolle des Laborauftrags durch sog. Probenkoordinatoren auch die Dokumentierung und Verarbeitung der Laborauftragsdaten sowie des Eingangsdatums und der Materialart (im Beispielfall: Blutprobe im Serumröhrchen). Anschließend wir die Blutprobe für die Laboruntersuchung vorbereitet: Im Fall der Bestimmung des Impfstatus auf das Hepatitis-B-Virus (Anti-HBs-Titer) wird das Blutröhrchen zentrifugiert. Dadurch trennen sich die zellartigen Bestandteile des Blutes (sog. Blutkuchen = Erythrozyten + Leukozyten + Thrombozyten) von den gelösten Stoffen (so auch die Antikörper gegen das Hepatitis-B-Virus), die sich im Serum wiederfinden.

Technische Ebene: Das vorbereitete Serum wird durch technische Assistenten mittels medizinisch-technischer Analysegeräte gemessen. Zusammen mit einer Qualitätskontrolle wird das Analyseergebnis einer weiteren formalen Plausibilitätskontrolle unterzogen. Sofern keine anderen Auffälligkeiten vorliegen, erfolgt die analytische Beurteilung und wird durch eine sog. technische Validierung abgeschlossen. Der Laborwert existiert nun als technischer Messwert.

Auf der Befundebene wir der technische Messwert mit den vorliegenden Patienten- und Anamnesedaten zusammengeführt. Mögliche Einflussgrößen werden beurteilt und wenn vorhanden in die ärztliche Interpretation eingebunden.

Auf der letzten Ebene, der Interpretationsebene, findet die pathophysiologische Beurteilung bzw. differenzialdiagnostische Bewertung durch einen Laborarzt / Facharzt für Laboratoriumsmedizin (m/w/d) statt. Auffälligkeiten werden zusammen mit diagnostischen Hinweisen entsprechend kommentiert und auf dem Laborbefund hinterlegt. Abschließend wird der Laborbefund ärztlich validiert. 

Damit ist die Erstellung des Laborbefundes erfolgreich abgeschlossen.

Postanalytik - Der Laborbefund wird übermittelt (kommuniziert)

Nachdem der vollständige Laborbefund vorliegt, erfolgt die postanalytische Kommunikation. Das bedeutet, dass der gesamte Laborbefund der einsendenden Arztpraxis auf postalischem oder digitalem Weg zugesendet wird. In einigen Fällen ergibt es sich, dass Laborwerte zusätzlich telefonisch an das Ärzte- oder Praxisteam übermittelt werden. Dies ist meistens bei medizinischen Notfällen der Fall oder wenn sich aus dem Laborbefund weitere interdisziplinäre Fragestellungen ergeben.

Redaktion, Bild und Grafik: Labor Dr. Riegel

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