Blutproben nie umkippen - Gerinnsel nicht abfischen

01. Jun 2022

Ein Fall aus der Praxis: Im kleinen Blutbild einer Patientin sind alle Zellreihen erheblich erniedrigt. Es handelt sich um einen medizinischen Notfall. Oder doch nicht?

Alarmstufe Rot im hämatologischen Labor

Im kleinen Blutbild einer Patientin sind alle Zellreihen erheblich erniedrigt. Es handelt sich um einen medizinischen Notfall. Es erfolgt eine Kontrollmessung (zweite Messung) der Blutprobe. Wenn sich die Werte bestätigen, muss der zuständige Laborarzt die Einsenderin (hier eine Gynäkologin) direkt über deren im Labor hinterlegten Notfallnummer kontaktieren. Nach wenigen Sekunden liegen die Messwerte zur Kontrolle vor: Wieder alle Zellreihen erheblich erniedrigt. Doch Moment! Die grafische Darstellung der Blutplättchenverteilung sieht sehr auffällig aus. Das Blut wird zur Sicherheit ausgestrichen und unter dem Mikroskop inspiziert. Was die Medizinisch-technische Laboratoriumsassistentin erblickt, stellt die Blutwerte in ein neues Licht: Es finden sich zahlreiche kleine Blutgerinnsel (sog. Thrombozytenkonglomerate) im Blutausstrich. Das Blutbild ist geronnen.

Die Praxis wird kontaktiert und der Fall klärt sich auf:

Während der schwierigen Blutentnahme bei der betreffenden Patientin wurden zwei Serumröhrchen abgenommen. Als das EDTA-Röhrchen (wird für hämatologische Untersuchungen benötigt) an der Reihe war, kollabierte die Vene. Da man eine erneute Blutentnahme vermeiden wollte, kippte man einen Teil des Blutes aus einem der Serumröhrchen einfach in das EDTA-Röhrchen.

Die Problematik

Im angeronnenen Blut (aus dem Serumröhrchen) „verklumpen“ die Zellen im sog. Blutkuchen. Daraus ergeben sich falsch niedrige Werte bspw. bei Leukozyten, Erythrozyten, Hämoglobin und den Thrombozyten (Blutplättchen). Ähnlich verhält es sich, wenn sichtbare Gerinnsel aus einem angeronnenen EDTA-Blut „herausgefischt“ und weiter ins Labor eingesendet werden.

Die Lösung

Einsendung einer neuen Blutprobe im EDTA-Röhrchen.

Der Ausgang

Aus einem neu entnommenem EDTA-Blutröhrchen wurde ein kleines Blutbild bestimmt: Hier waren alle Werte unauffällig 

und befanden sich innerhalb der jeweiligen Referenzbereiche.

Redaktion: Labor Dr. Riegel

Bilder: Anne Wunder (Labor Dr. Riegel)

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