Corona (SARS-CoV-2), Schwangerschaft und Fruchtbarkeit

23. Feb 2022

Wenn Schwangere an SARS-CoV-2 erkranken: Risiko für das Kind bei mildem Krankheitsverlauf der Mutter?

Dr. Samantha Piekos und ihr Team am Institut für Systembiologie in Seattle untersuchten, welche Folgen eine Corona-Infektion im ersten, zweiten und dritten Schwangerschaftsdrittel bei Schwangeren auf den Ausgang der Schwangerschaft hat. Das Hauptaugenmerk der retrospektiven Studie lag hierbei auf den Risiken für Frühgeburt, Mangelgeburt und Totgeburt.

Infiziert und Schwanger vs. nicht-infiziert und Schwanger

Insgesamt analysierte das Forscherteam die Gesundheitsdaten von rund 74.000 Frauen, die zwischen März 2020 und Juli 2021 in Kliniken entbanden. Darunter fanden sich 882 ungeimpfte Frauen, die sich während ihrer Schwangerschaft mit SARS-CoV-2 infiziert hatten und deren Infektion mit mindestens einem positiven PCR-Test bestätigt wurde. Als Kontrolle dienten 19.796 ungeimpfte Frauen, bei denen niemals eine SARS-CoV-2-Infektion nachgewiesen wurde und die mindestens einmal in der Schwangerschaft negativ getestet wurden. Die 882 infizierten Schwangeren hatten milde bis moderate Krankheitsverläufe. Im Vergleich zu den nicht-infizierten Schwangeren traten aber häufiger Frühgeburten und Totgeburten auf, – insbesondere, wenn sich die Infektion bereits im 1. oder 2. Schwangerschaftsdrittel ereignete.

So wirkt sich SARS-CoV-2 auf die Schwangerschaft aus

Je früher sich eine Schwangere mit SARS-CoV-2 infizierte, desto kürzer verlief die Schwangerschaft – unabhängig von der Schwere der Erkrankung. Eine SARS-CoV-2-Infektion im 3. Schwangerschaftsdrittel erhöhte vorwiegend das Risiko für ein sogenanntes SGA (Small for Gestational Age)-Kind. Die Studienergebnisse belegen, dass eine SARS-CoV-2-Infektion in der Schwangerschaft immer ein erhöhtes Risiko für das Ungeborene darstellt, selbst wenn die COVID-19-Erkrankung für die werdende Mutter mild verläuft. Dies unterstreicht den Nutzen der geltenden Impfempfehlungen für Schwangere und ihr Ungeborenes sowie für Frauen mit Kinderwunsch.

Das Gerücht und die Fruchtbarkeit

Noch immer hält sich das Gerücht, Corona-Impfstoffe würden die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. US-Forscher konnten nun zeigen, dass Geimpfte genauso fruchtbar sind wie Ungeimpfte. Zudem belegten sie, dass eine SARS-CoV-2-Infektion die Fruchtbarkeit von Männern vorübergehend mindern kann.

Die Zusammenhänge: Impfung - Infektion - Fruchtbarkeit

Dr. Amelia K. Wesselink und ihr Team von der Boston University School of Public Health suchten gezielt nach Zusammenhängen zwischen Corona-Impfung, SARS-CoV-2-Infektionen und Fruchtbarkeit. Hierfür rekrutierten die Forscher zwischen Dezember 2020 und September 2021 insgesamt 2.126 Paare mit Kinderwunsch, die im Rahmen der PRESTO-Schwangerschaftsstudie versuchten, auf natürlichem Wege ein Kind zu zeugen. Die teilnehmenden Frauen waren zwischen 21 und 45 Jahre alt, – ihre männlichen Partner 21 Jahre und älter. Rund 58 % der Frauen und 78 % der Männer hatten zu Beginn der Studie mindestens eine Impfdosis erhalten. Die große Mehrheit erhielt hierbei einen mRNA-Impfstoff (Biontech, Moderna). Um die Fruchtbarkeit der Geimpften und Ungeimpften zu vergleichen, analysierten die Forscher unter anderem die Zykluslänge der Frau und die verstrichene Zeit bis zur Empfängnis. Hierbei gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen ungeimpften und geimpften Frauen. Auch bei geimpften und ungeimpften Männern gab es keine signifikanten Unterschiede in der Fruchtbarkeit.

Die Ergebnise sind eindeutig

Eine SARS-CoV-2-Infektion im Verlauf der Studie wirkte sich nicht auf die Fruchtbarkeit der Frauen aus. Infizierte sich jedoch der Mann mit SARS-CoV-2, dann sank die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft rapide ab. Anschließend dauerte es mindestens 60 Tage, bis die erkrankten Männer wieder so fruchtbar waren­ wie Gesunde. Die Bostoner Studie bestätigt, dass Coronaimpfungen nicht die Fruchtbarkeit von Paaren mit Kinderwunsch beeinträchtigen, eine Corona-Infektion aber die Zeugungsfähigkeit von Männern vorübergehend deutlich mindern kann. Die Studie besitzt eine hohe Aussagekraft aufgrund der hohen Anzahl an Studienteilnehmern, der untersuchten Einflüsse und des prospektiven Studiendesigns.

Redaktion: Dr. med. Martina Weiß

Quellen:

Piekos SN, Roper RT, Hwang YM, Sorensen T, Price ND, Hood L, et al. The effect of maternal SARS-CoV-2 infection timing on birth outcomes: a retrospective multicentre cohort study. The Lancet Digital Health 2021. https://doi.org/10.1016/S2589-7500(21)00250

Wesselink AK et al. A prospective cohort study of COVID-19 vaccination, SARS-CoV-2 infection, and fertility. American Journal of Epidemiology (2022). DOI: 10.1093/aje/kwac011

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