28. Jan 2022
Aktuelle Ergebnisse aus der RKI-Impfsurveillance: Impfpotenziale zum Schutz von Kindern und Jugendlichen in Deutschland weiterhin unausgeschöpft
Das RKI analysiert und publiziert auf jährlicher Basis Impfquoten bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland unter Berücksichtigung von Daten aus den Schuleingangsuntersuchungen und Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen. Die im Epidemiologischen Bulletin 49 / 2021 berichteten aktuellen Analysen weisen auf die bereits in den Vorjahren aufgezeigten Defizite hin, die bei fast allen Impfungen bestehen: Kinder in Deutschland werden oftmals zu spät und zu wenig geimpft und dadurch unnötig lange einer Infektionsgefahr ausgesetzt. Aber auch das Risiko einer Weiterverbreitung des Erregers ist durch zu spätes oder ungenügendes Impfen unnötig erhöht.
Bei keiner Impfung werden national bzw. international gesetzte Impfquotenziele erreicht. Empfehlungen zum Nachholen fehlender Impfungen werden jedoch bis zum Alter des Schuleinganges vielfach umgesetzt. Weiterhin gibt es bei der Inanspruchnahme aller Impfungen große regionale Unterschiede. Einen Anstieg der Impfquoten für alle Altersgruppen über die Zeit verzeichneten fast ausschließlich die Impfungen, die erst in den vergangenen 10 bis 15 Jahren in den Impfkalender der Säuglinge aufgenommen wurden. Dies sind die Impfungen gegen Varizellen, Pneumokokken, Meningokokken C und Rotaviren.
Einen leichten Anstieg gab es in den vergangenen 10 Jahren auch bei der Masern-Mumps-Röteln-Impfung und hier insbesondere bei der 2. Impfstoffdosis. Jedoch wird auch gegen Masern oftmals zu spät und insgesamt noch zu wenig geimpft. Nachaktuellen Daten waren im Alter von 24 Monaten 76 % der Kinder zweimal gegen Masern geimpft, zum Schuleingang hatten 93 % der Kinder die 2. Impfung erhalten.
Während sich in den Auswertungen zum Impfstatus bei Schuleingang der leichte Rückgang der Impfquoten bei den Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus und Pertussis fortsetzt, scheint er bei der Impfung gegen Poliomyelitis und Haemophilus influenzae Typ b (Hib) zum Stillstand gekommen zu sein. Gleichzeitig steigen die Impfquoten der Hepatitis-B-Impfung weiter leicht an.
Erstmals werden differenzierte FSME-Impfquoten aus den ausgewiesenen Risikogebieten bei Kindern und Jugendlichen im Alter unter 18 Jahren kleinräumig bereitgestellt: Die Quoten liegen in allen Regionen auf einem niedrigen Niveau und divergieren dabei stark.
Bei 15-jährigen Mädchen ist der Anteil derer, die eine vollständige Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) erhalten haben, in den vergangenen Jahren auf 47 % angestiegen. Das Public-Health-Potenzial in Bezug auf die Verhinderung von Gebärmutterhalskrebs und anderen HPV-assoziierten Karzinomen und Krebstodesfällen wird mit diesem Wert aber nicht annähernd ausgeschöpft. Das Inkrafttreten des Masernschutzgesetzes und der Beginn der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 in Deutschland überlagern sich zeitlich. Eine zeitgerechtere Inanspruchnahme der Masernimpfung bei Kleinkindern konnte im ersten Jahr dieser beiden Ereignisse festgestellt werden. Ein Rückgang von Impfquoten der Routineimpfungen wurde in diesem Zeitraum hingegen nicht verzeichnet.