Neuer Höchststand von Syphilis-Infektionen in Deutschland

15. Jan 2021

Der seit 2010 beobachtete Anstieg von Syphilis-Fällen in Deutschland setzte sich im Jahr 2019 weiter fort.

Der Anstieg war so stark, dass die leicht rückläufige Entwicklung der Fallzahlen des Vorjahres nicht nur ausgeglichen wurde, sondern 2019 die höchste Anzahl von Syphilis-Infektionen seit Einführung des Infektionsschutzgesetztes gemeldet wurde.

Die Syphilis ist eine bakterielle, durch die Spirochätenart Treponema pallidum verursachte Erkrankung, die nur beim Menschen vorkommt und sexuell, durch Blut und intrauterin von der Mutter auf das Kind übertragbar ist. Sie verläuft typischerweise in drei Stadien: Ein sogenannter Primäraffekt (ein meist schmerzloses Geschwür an der Eintrittsstelle) bildet sich wenige Tage bis Wochen nach der Infektion. Im Sekundärstadium macht sich die Erkrankung durch Allgemeinsymptome und Hauterscheinungen bemerkbar und im Tertiärstadium (Jahre nach der Erstinfektion) kann es zur Schädigung des Gehirns und der Blutgefäße kommen. Symptomfreie Phasen (Latenz) sind möglich. In Abhängigkeit von der seit der Infektion vergangenen Zeitspanne wird zwischen Früh- (bis etwa ein Jahr nach der Infektion) und Spätlatenz unterschieden. Infektiös sind Personen im Primär- und Sekundärstadium sowie während der Frühlatenz. Nur etwa die Hälfte aller Infektionen führt zu einem symptomatischen Verlauf. Die Therapie der Wahl ist Penicillin. Bei etwa 30% der unbehandelten Syphilisfälle tritt im Laufe von Jahren eine Spontanheilung ein.

Bundesweit lag die Syphilis-Inzidenz im Jahr 2019 mit 9,5 Fällen pro 100.000 Einwohner über dem Median der 5 Vorjahre (8,7). Im Jahr 2019 wurden dem RKI 7.889 Syphilis-Fälle gemeldet, 531 (7,2%) mehr als im Vorjahr. Der leichte Abfall der Fallzahl im Jahr 2018 setzt sich damit nicht fort, vielmehr erreicht die Anzahl von Syphilis-Fällen in Deutschland 2019 einen neuen Höchststand.

Wie auch in den letzten Jahren sind große Unterschiede in der Syphilis-Inzidenz zwischen den Bundesländern zu beobachten. Die mit Abstand höchsten Inzidenzen wurden in den Stadtstaaten Berlin (39,7) und Hamburg (24,5) registriert. Leicht höher als im Bundesdurchschnitt war die Inzidenz auch in Nordrhein-Westfalen (11,4). Die Inzidenz in allen anderen Bundesländern lag unter dem Bundesdurchschnitt, mit den niedrigsten Werten in Mecklenburg-Vorpommern (4,3) und Brandenburg (4,1).

Insgesamt handelt es sich bei der Syphilis in Deutschland um eine geografisch eher in Ballungsräumen konzentrierte Epidemie, aber auch ländlichere Bereiche sind betroffen.

Der Frauenanteil der gemeldeten Syphilis-Fälle lag im Jahr 2019 bei 5,8% und damit auf gleichem Niveau wie in den Vorjahren. Damit unterschied sich die Syphilis-Inzidenz erheblich zwischen den Geschlechtern und lag bei Männern mit 18,1 Fällen pro 100.000 Einwohner um das 16-fache höher als bei Frauen mit 1,1 Fällen.

Das für die Syphilis-Meldungen im Jahr 2019 berichtete Alter lag im Median bundesweit bei 40 Jahren (Spannbreite 0 – 90 Jahre). Die höchste Inzidenz mit 38,8 Fällen/100.000 Ein­wohner wiesen Männer in der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen auf.

Der Anteil von Fällen, die vermutlich über sexuelle Kontakte zwischen Männern übertragen wurden, nahm in den letzten Jahren leicht zu, der Anteil von Fällen mit unbekanntem Infektionsweg nahm leicht ab, der Anteil heterosexuell erworbener Infektionen blieb stabil.

Für 69,7% der Meldungen des Jahres 2019 konnte auf der Grundlage von Angaben zur klinischen Symptomatik und zum Infektionszeitpunkt das Erkrankungsstadium berechnet werden. Von allen Meldungen handelte es sich bei 26,5% der Diagnosen um ein Primärstadium, bei 15,5% um ein Sekundärstadium, bei 2,1% um ein Tertiärstadium, bei 24,5% um eine Infektion im Stadium der Früh- und bei 1,1% der Spätlatenz.

Die auf einen neuen Höchststand gestiegene Anzahl von Syphilis-Infektionen in Deutschland unterstreicht die Notwendigkeit einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung, um Infektionsketten möglichst frühzeitig zu unterbrechen und dadurch neue Infektionen zu verhindern.

Die Diagnose der Syphilis erfolgt in aller Regel serologisch. Bei Verdacht auf eine Infektion wird zunächst ein Suchtest durchgeführt, der in der Regel 2-3 Wochen nach der Infektion ein positives Ergebnis zeigt, welches in den meisten Fällen lebenslang bestehen bleibt. Bei fraglichem oder positivem Test erfolgen dann weitere Untersuchungen zur Bestätigung und Abklärung einer Behandlungsbedürftigkeit.

Benötigtes Material: 1 ml Serum



Redaktion: Dr. med. Martina Weiß

Quellen:

· Jansen K: Syphilis in Deutschland im Jahr 2019 – Neuer Höchststand von Infektionen Epid Bull 2020; 49:3-13 | DOI 10.25646/7673

· https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Syphilis.html;jsessionid=3EEC8DB7474DFE7AB7EFF6BB7327AA7A.internet061#doc2382636bodyText9

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